Normen & Zertifizierungen

RoHS-Richtlinien

So praktisch wie die elektronischen Geräte der heutigen Zeit sind, so gefährlich können sie auch sein, wenn man bedenkt, dass bei der Herstellung nicht selten gefährliche Stoffe verwendet werden. Um Sicherheit im Umgang mit solchen gefährlichen Stoffen zu gewährleisten, war es notwendig, einige Einschränkungen und Leitlinien zu erstellen – so sind die RoHS-Richtlinien entstanden.

Was sind die RoHS-Richtlinien?

Die Richtlinie dient der Beschränkung der Verwendung bestimmter gefährlicher Stoffe in Elektro- und Elektronikgeräten und ist am 3. Januar 2013 in Kraft getreten. Die betroffenen Stoffe sind die nachfolgenden:

  1. Blei (Pb)
  2. Quecksilber (Hg)
  3. Cadmium (Cd)
  4. Sechswertiges Chrom (CrVI)
  5. Polybromierte Biphenyle (PBB)
  6. Polybromierte Diphenylether (PBDE)
  7. Bis(2-ethylhexyl)phthalat (DEHP)
  8. Benzylbutylphtalat (BBP)
  9. Dibutylphtalat (DBP)
  10. Diisobutylphtalat (DIBP)

Die letzten vier Stoffe – DEHP, BBP, DBP, und DIBP – wurden den RoHS-Richtlinien am 31. März 2015 durch die Richtlinie EU 2015/863 hinzugefügt. Die RoHS-Richtlinien gelten für spezifische Elektronikprodukte und erlauben im Herstellungsprozess den Einsatz von maximal 0,1% der oben genannten Stoffe.

Verlängerungsbefreiung: Bemerkenswert ist, dass Medizinprodukte eine zweijährige Verlängerung haben, um die RoHS 3-Konformität zu erfüllen: „Die Beschränkung von DEHP, BBP, DBP und DIBP gilt ab dem 22. Juli 2021 für Medizinprodukte, einschließlich In-vitro-Medizinprodukte, sowie für Überwachungs- und Kontrollinstrumente, einschließlich industrieller Überwachungs- und Kontrollinstrumente.“

Was ist der Sinn und Zweck hinter den RoHS-Richtlinien?

Die RoHS-Richtlinien wurden entwickelt, um die Umwelt und Verwender der Elektronikprodukte besser zu schützen, indem der Einsatz der gefährlichen und schädlichen Stoffe für Elektronikprodukte stark eingeschränkt wird. Die verwendeten Stoffe der Produkte unterliegen den strengen Richtlinien, um die hochgiftigen Abfälle drastisch zu reduzieren. Die oben genannten Stoffe haben eine sehr hohe Halbwertszeit und bei ihrem Zerfall entstehen giftige Nebenprodukte. Durch das Inkrafttreten der RoHS-Richtlinie soll der Anteil an giftigen Materialien in Elektronikprodukten auf ein Minimum reduziert und so die Umwelt geschont werden.

Was ist WEEE und was hat es mit RoHS zu tun?

Die WEEE-Richtlinie (Waste from Electrical and Electronic Equipment) regelt das Inverkehrbringen, die Rücknahme und die Entsorgung von Elektro- und Elektronikgeräten. Die Richtlinie wurde eingeführt, um im Allgemeinen die Auswirkungen von Elektroschrott auf die Umwelt zu verringern, indem sie den Herstellern Leitlinien und Vorschriften für die Herstellung ihrer Produkte vorgibt.
Die WEEE- und RoHS-Richtlinien ergänzen sich gegenseitig, um die Auswirkungen von Elektronikschrott auf die Umwelt zu reduzieren. Während sich WEEE auf das ordnungsgemäße Recycling eines Elektronikprodukts konzentriert, beschäftigen sich die RoHS-Richtlinien mit der Beschränkung der Verwendung von giftigen Materialien, die langfristig die Umwelt schädigen können. Aufgrund der Einschränkungen bei der Herstellung von Elektro- und Elektronikgeräten durch die RoHS-Richtlinien ist es in Kombination mit der WEEE-Richtlinie gelungen, Elektroschrott durch sachgemäße Entsorgung und Recycling zu reduzieren.

Gibt es Produkte, die von den RoHS-Richtlinien ausgenommen sind?

Derzeit gibt es rund 80 Ausnahmen an Elektronikprodukten, die nicht unter die Einschränkungen durch die RoHS-Richtlinien fallen. Beispiele hierfür sind:

  • Quecksilber in Kompaktleuchtstofflampen in einer Höchstmenge von 5 mg je Lampe
  • Blei im Glas von Kathodenstrahlröhren, elektronischen Bauteilen und Leuchtstoffröhren
  • Blei als Legierungselement in Stahl mit einem Bleianteil von bis zu 0,35 Gewichtsprozenten, in Aluminium mit einem Bleianteil von bis zu 0,4 Gewichtsprozenten und in Kupferlegierungen mit einem Bleianteil von bis zu 4 Gewichtsprozenten
  • Blei in hochschmelzenden Loten
  • Sechswertiges Chrom als Korrosionsschutzmittel des Kohlenstoffstahl-Kühlsystems in Absorptionskühlschränken
  • Blei in Bleibronze-Lagerschalen und -buchsen
  • Blei in Einpresssteckverbindern mit flexibler Zone
  • Blei in Starterbatterien für Kraftfahrzeuge
Paul Jensen

Paul Jensen

Paul Jensen ist Product Manager bei InoNet und verantwortet diverse Produktkategorien und Serviceleistungen.